Alles, was Sie schon immer über Island wissen wollten
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Geysir und die heißen Quellen im Haukadalur
Viele Besucher verbinden Island mit Geysiren und heißen Quellen. Das bekannteste Heißquellengebiet liegt im Haukadalur im Südwesten des Landes. Vor allem der Große Geysir, Namensgeber aller Springquellen, ist berühmt. Der Großer Geysir war über Jahrhunderte aktiv, bereits 1294 wurde er erstmals erwähnt. Analysen der Sinterablagerungen um das Geysirbecken deuten darauf hin, daß die Springquelle etwa 10.000 Jahre lang aktiv war. Einmal pro Stunde wurde eine 60m hohe Wasser- und Dampffontäne in die Höhe geschleudert. Anfang des 20. Jahrhunderts erloschen die Ausbrüche, vermutlich infolge geänderter Grundwasser- und Erdwärmeverhältnisse als Folge von Erdbeben. Seit dem Jahr 2000 zeigen sich gelegentlich wieder leichte Aktivitäten, die vermutlich ebenfalls die Folge von Erdbeben sind.
Der Eruptionsmechanismus der Geysire wurde vom deutschen Chemiker Robert Bunsen bereits 1846 ergründet. Wie er feststellte, hat das Wasser im Geysirschacht an der Oberfläche eine Temperatur von 85°C-90°C. In 20m Tiefe erreicht das Wasser eine Temperatur von über 125°C. Wegen des hydrostatischen Drucks der aufliegenden Wassersäule kocht das Wasser in der Tiefe aber bei dieser Temperatur noch nicht. Im oberen Bereich der Schachtes erreicht das Wasser Temperaturen von 100°C. Da hier der hydrostatische Druck geringer ist, bilden sich ab einer kritischen Temperatur Dampfblasen, das Wasser beginnt zu sieden. Durch die Dampfblasen verringert sich auch der Druck in der Tiefe des Schachtes. In einer Art Kettenreaktion bilden sich dann im gesamten Schacht Dampfblasen, der Geysir bricht aus und schleudert ein Gemisch aus Dampf und Wasser in die Höhe. Wenige Meter neben dem Großen Geysir liegt der Geysir Strokkur (Butterfaß). Er ist noch aktiv. Im Abstand von 10 bis 20 Minuten bildet sich eine 20m hohe Fontäne. Interessant sind neben den Geysiren auch die vielen anderen heißen Quellen, die in unmittelbarer Umgebung liegen.
Die Blesiquelle besteht aus zwei unmittelbar nebeneinanderliegenden Töpfen. Während das Wasser in einem der Quelltöpfe eine Temperatur von 100°C hat und klar ist, liegt die Temperatur im zweiten Quelltopf bei etwa 50°C. Das Wasser ist durch winzige Kieselsäurepartikel, die das Licht brechen, tiefblau gefärbt. Im heißen Wasser des anderen Topfes ist die Kieselsäure vollständig gelöst, das Licht wird nicht gebrochen und das Wasser erscheint klar.
Nahe dem Haupteingang zum Geysirgebiet liegen einige Schlammtöpfe. In ihnen köchelt rötlicher oder grauer Schlamm vor sich hin. Eine der Quellen ist gefaßt und wird zur Beheizung des Hotels Geysir und einiger Bauernhöfe und Gewächshäuser der näheren Umgebung genutzt.
Im Bach, der das Gebiet entwässert, gedeihen verschiedene Algen und Bakterienarten. Selbst im 100°C heißen Wasser unmittelbar in den Quellen wachsen Bakterien. Sie sind Überbleibsel aus der Urzeit und an die extreme Hitze gut angepaßt. Bei Temperaturen, die unter 70°C liegen, können diese Bakterien nicht mehr wachsen. Die Farbschattierungen im Bach reichen von rot über gelb bis hin zu grauen fädigen Matten und werden von Bakterien oder ihren Stoffwechselprodukten gebildet.
Geothermalgebiete werden je nach Wassertemperatur in Hochtemperatur- und Niedrigtemperaturgebiete eingeteilt. Geologen haben sich auf eine Wassertemperatur von 150°C in 1000m Tiefe als Scheide zwischen Hoch- und Niedrigtemperaturgebieten geeinigt. Hochtemperaturgebiete liegen in Island praktisch ausschließlich in der aktiven Vulkanzone, während Niedrigtemperaturgebiete wie das Haukadalur außerhalb dieser Zone liegen. Thermalwässer in Niedrigtemperaturgebieten haben im allgemeinen basischen Charakter, das Wasser ist weich und seifig (z.B. Blesiquelle). Um die Quellen bilden sich oft Sinterablagerungen. Hochtemperaturwässer sind durch schweflige Säure und Schwefelsäure sauer und zersetzen den Boden in ihrer Umgebung zu schmierigen Schlamm.
Um die heißen Quellen im Haukadalur ranken sich auch viele Sagen und Geschichten. So erzählt man sich, daß es in den alten Zeiten unter den Bauern der Gegend viele Hexenmeister gab. Da begab es sich, daß zwischen zwei Gehöften, die sich in den Hängen des Tales einander gegenüberlagen, kochendes Wasser aus dem Boden brach und das Tal zu überfluten drohte. Die Hofbesitzer waren einander Feind und so versuchte der eine, dem anderen das Wasser zuzutreiben, indem er seinen Knotenstock in die Erde steckte und in die Krücke biß. Je mehr er biß, desto mehr flutete das Wasser zum anderen Hof. Da trat der zweite Bauer unter die Tür, steckte seine Flinte mit dem Lauf in die Erde und biß in den Schaft. Je mehr er biß, desto mehr drängte er das Wasser zurück. Am Ende waren beide Bauern gleich stark an Zauberkraft. Das Wasser sammelte sich zwischen beiden Höfen, höhlte sich eine Rinne und floß ab.