Alles, was Sie schon immer über Island wissen wollten
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Das Myvatn-Gebiet - Heimat der isländischen Weihnachtsmänner
Im Gebiet rund um den Mückensee (Myvatn) im Nordosten Islands ist die Vielfalt vulkanischer Bildungen besonders stark ausgeprägt. Der mit 37 Quadratkilometern viertgrößte See Islands liegt 278 m über dem Meeresspiegel und ist selbst vulkanischen Ursprungs. Das ganze Gebiet ist auch heute noch vulkanisch aktiv, da die Grenze zwischen der Eurasischen und der Amerikanischen Kontinentalplatte hier verläuft. Der Mückensee entstand vor etwa 3.500 Jahren bei einem Ausbruch des Schildvulkans Ketildyngja. Die ausströmende Lava - sie wird als Ältere Laxá-Lava bezeichnet - bildete einen Damm, der den Abfluß des Myvatnbeckens verschloß. Das Wasser staute sich und bildete die Urform des Mückensees. Vor 2.000 Jahren kam es zu einem weiteren großen Vulkanausbruch. Die Vulkane Lúdentsborgir und Þrengslaborgir förderten Lava (die Jüngere Laxá-Lava), die den ursprünglichen See teilweise überfloss und seinen Abfluß erneut dämmte. So erhielt der See seine heutige Form.
Der Mückensee ist nur 3-5 m tief. Während des Sommers erwärmt sich das Wasser relativ schnell. Seinen Namen erhielt der See wegen der Mückenschwärme, die während der Sommermonate oft in riesigen, nebelähnlichen Wolken über dem Wasser schweben. Die Mücken und ihre im Wasser lebenden Larven bilden die Nahrungsgrundlage für Fische und zahlreiche Vögel. Der Mückensee ist das größte Brutgebiet für Enten auf Island. Auch zahlreiche andere Vogelarten brüten in der Gegend.
Der Hverfjall-Krater
Östlich des Mückensees überragt der Vulkankrater Hverfjall die Landschaft. Der 160m hohe Tuffring hat einen Durchmesser von 1.000 m und entstand vor etwa 2.500 Jahren während eines einzigen Ausbruchs. Bei dem Ausbruch sind gasarme basaltische Schmelzen mit dem Grundwasser in Kontakt gekommen. Heftige Dampfexplosionen zertrümmerten das Gestein und warfen innerhalb weniger Tage rund 250 Millionen Kubikmeter Gestein aus. Die schweren Brocken fielen in unmittelbarer Nähe der Ausbruchstelle zu Boden, die leichteren Fragmente in größerer Entfernung. Je nach der während des Ausbruchs vorherrschenden Windrichtung wird bei derartigen Ausbrüchen eine Kraterseite höher als die gegenüberliegende.
Dimmuborgir
Am Fuße des Hverfjall liegen die Dunklen Burgen (Dimmuborgir). Sie entstanden vor etwa 2.000 Jahren, als bei einem Vulkanausbruch Lava über ein Sumpfgebiet floß. An der Lauffront der Lava kühlte das Gestein ab und bildetet einen Damm, hinter dem sich ein kochender Lavasee aufstaute. An der Oberfläche des Sees bildete sich eine feste Kruste, während das unter der Lava eingeschlossene Wasser des Sumpfgebietes verdampfte. Der Dampf suchte sich einen Weg nach oben und entlang der Aufstiegswege erstarrte die Lava ebenfalls. Es bildeten sich Kamine und Mauern aus erstarrter Lava, die von flüssigem Gestein umgeben waren. Schließlich brach der Lavadamm und das noch flüssige Gestein konnte abfließen, während die bereits erstarrten Kamine und Wände zurückblieben. Die erstarrte Kruste an der Oberfläche des Sees brach zum größten Teil ein, nachdem die flüssige Lava abgeflossen war. Zwischen den Türmen und Wänden aus Lava haben sich inzwischen Pflanzen angesiedelt. Die Landschaft erinnert an die Ruinen einer alten Stadt oder Burg und gilt als die Heimat der 13 Isländischen Weihnachtsmänner und vieler Trolle. Eine ähnliche Entstehungsgeschichte haben die bei Höfði im See stehenden bizarren Lavatürme.
Pseudokrater bei Skútustaðir
Zur gleichen Zeit wie die Dimmuborgir entstanden am Südufer des Sees bei Skútustaðir zahlreiche kleine Krater. Auch hier überfloß die Lava eines Ausbruchs ein Sumpfgebiet. Der entstehende Dampf sammelte sich zunächst unter der Lava und durchbrach schließlich in Explosionen die Lavadecke. Dabei wurden kraterförmige Öffnungen in die Lavadecke gesprengt. Die Krater standen also niemals mit einer Magmakammer in Kontakt und haben auch nie selbst Lava gefördert. Sie werden deshalb als Pseudokrater bezeichnet.
Die Solfataren von Námaskarð
Östlich des Bergrückens Námafjall liegt ein Solfatarenfeld. Zahlreiche Schlammtümpel köcheln hier vor sich hin, andere kochen ungestüm über und verspritzen ihre schlammige Brühe in die Umgebung. Schwefel und andere Mineralien verwandeln die Landschaft in eine gelb, rot und weiß gefärbte Hexenküche, in der es brodelt, gurgelt, dampft und zischt. Im Gegensatz zu den heißen Quellen im Haukadalur liegen die Schlammtümpel in einem Hochtemperaturgebiet.
Aus dem Untergrund dringt vulkanisch erhitzter und mit gelösten Mineralien gesättigter Dampf nach oben. Der mitgeführte Schwefelwasserstoff verbreitet einen Geruch nach faulen Eiern. Die Schlammtümpel unterliegen einen Gleichgewicht von Energie- und Wasserzufuhr aus der Tiefe und Energieabgabe an der Oberfläche. Wird zuviel Energie zugeführt, muss der Schlammtümpel durch heftiges Überkochen wieder einen Gleichgewichtszustand herstellen.
Das Kraflagebiet
Nach den Ausbrüchen, die vor rund 2.000 Jahren dem Mückensee seine heutige Form gaben, ruhte der Vulkanismus im Myvatngebiet. Im Mai 1724 kündigten Erbeben neue Ausbrüche an. Am 17. Mai fand westlich des alten Vulkans Krafla eine gewaltige Explosion statt. Asche und Schlacken wurden im Umkreis von 10 km verstreut. Auch hier war Magma mit dem Grundwasser in Berührung gekommen. Der Ausbruch dauerte wahrscheinlich nur einen Tag und hinterließ einen stinkenden, dampfenden mit kochendem Schlamm gefüllten Krater von 320 m Durchmesser. Um das Jahr 1840 klärte sich das Wasser im Vitikrater langsam, zurück blieb ein klarer Kratersee.
Die Ausbrüche im Kraflagebiet dauerten nach diesem Ausbruch weitere vier Jahre an, verlagerten sich allerdings etwas nach Westen zur Leirhnjúkurspalte hin. Drei Bauernhöfe und eine Kirche wurden zerstört und die Lavamassen kamen erst vor der Kirche von Reykjahlið zum Stillstand. Im Jahr 1975 begann eine neue Ausbruchserie, die bis 1984 andauerte. Dabei fanden Hebungen und Senkungen von bis zu 60 cm statt, Spalten verbreiterten sich um 7 m. Da bisher nur ein winziger Bruchteil der Magmakammer geleert wurde, rechnen Geologen mit weiteren Ausbrüchen. Diese könnten auch das 1975 errichtete Geothermalkraftwerk gefährden.
Die Grjotagjá
Die Landschaft östlich des Mückensees wird von zahlreichen Spalten durchzogen, aus einigen von ihnen steigen Dampfwolken auf. Diese Spalten zeigen den Verlauf der Grenze zwischen den Kontinentalplatten an. Teilweise vergrößern sich die Spalten um mehrere Zentimeter pro Jahr. Einige sind mit warmen Grundwasser gefüllt, so z.B. die Grjotagjá. Bis vor einigen Jahren konnte man darin baden, doch die Temperatur ist auf unangenehme 60°C angestiegen.