Alles, was Sie schon immer über Island wissen wollten
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Der Tafelvulkan Herðubreið
Nördlich des Vatnajökull liegt am Ostrand des Ódáðahraun (Missetäterwüste) der Tafelvulkan Herðubreið. Der seit langer Zeit erloschene Tafelvulkan ist über die Hochlandpiste F98 erreichbar. Die Missetäterwüste verdankt ihre Entstehung im wesentlichen dem porösen Lavagestein. Im Regenschatten des mächtigen Vatnajökull fallen pro Jahr zwar kaum mehr als 400 mm Niederschlag, diese Menge wäre aber ausreichend, um eine Vegetationsdecke entstehen zu lassen. Der poröse Lavaboden ist jedoch nicht in der Lage, die Niederschläge zu speichern, das Wasser versickert innerhalb kurzer Zeit ungenutzt im Untergrund. Wüsten, die aufgrund der Bodenverhältnisse und nicht durch einen Mangel an Niederschlägen entstehen, werden als edaphisch bezeichnet.
Dem Herðubreið zu Füßen liegt die Oase Herðubreiðarlindir, wo am Rand eines Lavafeldes viele Quellen sprudeln und Pflanzen die Wüste in einen blühenden Garten verwandelt haben. Hier soll Fjalla Eyvindur, der bekannteste Geächtete des Landes, mit seiner Familie den Winter 1774/1775 verbracht haben. Um ihn und die anderen Geächteten, die in der Missetäterwüste ihr Dasein fristeten, ranken sich viele Geschichten und Sagen.
Tafelvulkane wie der Herðbreið entstehen unter dem Eis von Gletschern. Über der Ausbruchstelle bildet sich zunächst ein Schmelzwassersee. Der Wasserdruck ist dabei so hoch, daß die vulkanischen Gase nicht explosiv entweichen können, sie bleiben in der Schmelze gelöst. An der Kontaktfläche zwischen Lava und Schmelzwasser entsteht schlagartig eine Erkaltungskruste und es bilden sich dicke Schichten von Kissenlava. Mit zunehmender Höhe des Vulkans unter dem Eis nimmt der Wasserdruck dann im Laufe der Zeit immer weiter ab. Gelingt es dem Vulkan im Laufe der Zeit, die Eisdecke zu durchbrechen, so baut sich auf dem Sockel aus Kissenlava ein kleiner, flach gewölbter Schildvulkan auf. Heute stehen die Tafelvulkane, befreit vom Eis der letzten Eiszeit, wie riesige Festungen in der Landschaft. Der Herðubreið erreicht eine Höhe von 1.680 m. Er überragt die umgebende Ebene um gut 1.100 Meter. Daraus kann man auch schließen, daß während der Eiszeit die Landschaft in dieser Gegend Islands unter einem rund 1.000 m dicken Eispanzer begraben lag.