Alles, was Sie schon immer über Island wissen wollten
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Das Kultur- und Kongresszentrum Harpa in Reykjavik
Über Jahrzehnte hinweg fanden in Reykjavik Konzerte des Symphonieorchesters sowie andere Musikveranstaltungen und Kongresse in Gebäuden statt, die dafür nur bedingt geeignet waren. Von Musikern war immer wieder die Aussage zu hören, man könne nicht für das Publikum, sondern nur gegen das Gebäude spielen, da die Akustik eigentlich untragbar sei. Diese Situation hat die Isländer zwar nicht davon abgehalten, Konzerte zu besuchen, der Wunsch nach einem guten Konzertsaal bestand allerdings auch schon seit Jahrzehnten. Erste Vorüberlegungen und Planungen gab es bereits in den 1940er Jahren, doch wurden diese Pläne nie intensiv weiter verfolgt oder konkretisiert.
Erst im April 2002 wurde zwischen der Stadt Reykjavik und der isländischen Regierung ein Vertrag geschlossen, der den Bau eines Kultur- und Kongresszentrums vorsah und zur Gründung der "East Harbour Company" führte, die für Bau und Betrieb verantwortlich sein sollte. Die Eröffnung fand dann nach mehrjähriger Bauzeit und mit einer durch die Finanzkrise verursachten fast dreijährigen Verzögerung im August 2011 statt.
Das neue Gebäude entstand am nördlichen Ende der Lækjargata an der Ostseite des Stadthafens. Damit wurde das Stadtzentrum gleichzeitig nach Norden erweitert und abgeschlossen. Durch den massiven Baukörper ist das Stadzentrum nun auch besser gegen die kalten Nordwinde geschützt und an der Gebäudesüdseite entstand ein neuer, geschützter Platz.
Für den Entwurf von Harpa zeichnen das dänische Architekturbüro Henning Larsen und das isländische Architekturbüro Batteríið verantwortlich. Die Fassadengestaltung übernahm der dänisch-isländische Künstler Ólafur Elíasson in enger Zusammenarbeit mit den Architekturbüros.
Im lichtdurchfluteten Foyer kann man bei einem Kaffee den Blick auf die Innenstadt genießen. Ein Musikladen mit einer großen Auswahl isländischer Musik ist dort ebenso zu finden, wie ein Souvenirshop und mehrere Konferenzräume. Die vier großen Säle im Gebäude sind für verschiedene Zwecke optimiert und nach isländischen Naturphänomenen benannt.
Der kleinste Saal Kaldalon ("Kalte Lagune") wird für Konferenzen und kleinere Konzerte genutzt. Holzlamellen an den Wänden sind so angeordnet, dass Schalwellen reflektiert werden und ein Sprecher oder ein Musiker auch ohne Verstärker im ganzen Saal gut zu hören ist. Hinter den Holzlamellen können Stoffbahnen herabgelassen werden, die bei elektronischer Verstärkung Schallwellen dämpfen.
Wesentlich größer sind die Säle Silfurberg ("Silberberg") und Nordurljos ("Nordlicht"). Auch im Saal Nordurljos, der für 450 Gäste Platz bietet, gibt es Holzlamellen, die den Schall reflektieren. Durch eine aufwenige LED-Installation kann der gesamte Saal in völlig unterschiedlichen Farben beleuchtet werden, um z.B. passend zur Veranstaltung für die richtige Lichtstimmung zu sorgen. Im Saal Silfurberg gibt es eine Reihe von Kabinen für Simultanübersetzer, der Saal kann außerdem in zwei gleich große Hälften geteilt werden, die akkustisch völlig getrennt sind. An den Wänden sind drehbare Paneele angebracht, die auf der einen Seite mit Holz vertäfelt sind, auf der anderen Seite mit Stoff bespannt. So kann auch der Saal Silfurberg sowohl mit, als auch ohne Verstärker genutzt werden. Er bietet bis zu 750 Personen Platz.
Der eindrucksvollste und zugleich größte Raum des Gebäudes ist der große Konzertsaal Eldborg ("Flammenburg"). Er bietet 1.600 Gästen Platz und verfügt über eine Bühne von 22m x 17m. Das Raumvolumen beträgt knapp über 1.000 Kubikmeter. Hinter den Wänden des Saales befinden sich bis zu 8m tiefe Resonanzräume, die massiven Betonwände des Saales können an vielen Stellen aufgeklappt werden, um diesen Resonanzraum zu öffnen.
Die Fassade greift in ihren Formen die Geometrie von Kristallen des isländischen Doppelspates auf. An der Südseite ist die Struktur dreidimensional ausgeführt und Millionen von frei ansteuerbaren LED ermöglichen Lichtspiele in allen nur denkbaren Variationen. An den anderen Gebäudeseiten wird die Kristallstruktur zweidimensional fortgeführt. Durch das von Süden einfallende Sonnenlicht ergeben sich im gesamten Foyer ständig änderne Lichteindrücke.
Im Jahr 2013 wurde das Gebäude mit dem Mies van der Rohe Preis für Architektur ausgezeichnet. Harpa konnte sich gegen 350 andere für den Preis vorgeschlagene Gebäude aus 37 europäischen Ländern durchsetzen. Der Preis wird seit 1987 alle 2 Jahre von der Europäischen Union vergeben.
Informationen zu aktuellen Veranstaltungen sind auf der Homepage von Harpa zu finden.