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Skálholt und Kirchengeschichte

Karte von Skálholt.

In Island gab es bereits während der Landnahmezeit (872-930 n.Chr.) viele Christen. Siedler aus Irland, Schottland und England, aber auch aus christlich beeinflußten Wikingersiedlungen, ließen sich in Island nieder. Nachdem im Jahr 930 erstmals das Alþing getagt hatte, verlor das Christentum wegen der geänderten Machstrukturen zunehmend an Einfluß. In den anderen skandinavischen Ländern war der christliche Glaube nach 950 schon weit verbreitet und so gab es immer wieder Missionsversuche in Island. Zwischen dem Jahr 981 und 986 war Bischof Friedrich, ein Wanderbischof, mit seinem isländischen Gefolgsmann Thorvaldur vor allem im nördlichen Teil des Landes aktiv. Nachdem aber Thorvald mehrere Morde begangen hatte, mußte Bischof Friedrich das Land verlassen. In Norwegen wurde zu dieser Zeit Olaf Tryggvason König und konnte innerhalb einiger Jahre die Missionierung Norwegens beenden. Seine Aufmerksamkeit richtete sich zusehends auf die nordischen Siedlungen außerhalb des Landes. In Island war Stefnir Thorgilsson als erster Missionar für Olaf tätig. Er wurde jedoch wegen verschiedener Verbrechen, die er begangen hatte, bald verbannt. Auch sein Nachfolger, der flämische Priester Thangbrandur, mußte das Land verlassen, nachdem er mehrere Morde begangen hatte. Thangbrandur äußerte gegenüber dem norwegischen König Zweifel, daß die Isländer jemals christianisiert werden könnten. Der König drohte daraufhin damit, jeden heidnischen Isländer, der in Norwegen angetroffen wurde, zu verstümmeln und zu Tode zu bringen. Zwei getauften isländischen Häuptlingen, Gissur dem Weißen und Hjalti Skeggjason, die sich zu dieser Zeit in Norwegen aufhielten, gelang es jedoch, den König zu beruhigen. Sie versprachen ihm, alles daran zu setzen, den christlichen Glauben auf Island einzuführen. Gissur und Hjalti kehrten rechtzeitig zur Þingsitzung des Jahres 1000 nach Island zurück. Während der Sitzung kam es zu heftigen Diskussionen und Streitigkeiten zwischen den Gegnern und Befürwortern des Christentums. Um einen Bürgerkrieg zu verhindern einigte man sich darauf, Thorgeir von Ljósvatn in Nordisland als Gesetzessprecher und Schlichter einzusetzen und sich seinem Schiedsspruch zu beugen. Thorgeir verhüllte sich daraufhin einen Tag und eine Nacht in seinem Mantel, um zu einer Entscheidung zu gelangen. Tags darauf verkündete er sein Urteil. Alle Isländer sollten getauft werden, es war aber jedermann erlaubt, in seinen eigenen vier Wänden den alten Göttern zu dienen. Das Urteil wurde angenommen und Thorgeir versenkte erleichtert seine Götterstatuen im Goðafoss (Götterfall), nachdem er zu seinem Hof zurückgekehrt war.

Skalholt Ausgrabungen
Von 2002 bis 2007 fanden Ausgrabungen in Skálholt statt.

Da es auf Island keine Priester gab, übernahmen die Häuptlinge zunächst das Amt. Sie sorgten auch dafür, daß im ganzen Land Kirchen errichtet wurden. Auch einige Missionsbischöfe trugen zur Etablierung des neuen Glaubens bei. Als der letzte Missionsbischof Island im Jahr 1056 verließ, beschloß das Parlament, Gissurs Sohn Isleifur zum Bischof weihen zu lassen. Nachdem der Papst seine Zustimmung gegeben hatte, wurde Isleifur im Jahr 1056 vom Erzbischof von Bremen zum ersten isländischen Bischof geweiht. Er ließ sich in Skálholt in Südisland nieder und gründete ein theologisches Seminar. Skálholt wurde damit zu ersten isländischen Bischofssitz und einem wichtigen Ort der isländischen Kirchengeschichte. Im Jahr 1080 wurde Gissur der Nachfolger seines Vaters im Bischofsamt. Er führte 1097 den Zehnten ein. Die Einnahmen flossen zu gleichen Teilen dem Bischof, den Kirchen, den Priestern und den Armen zu.
Die Einwohner Nordislands forderten nach einiger Zeit einen eigenen Bischofssitz. Gissur unterstützte die Forderung und das Parlament wählte schließlich Jón Ögmundsson zum ersten Bischof Nordislands. Jón ließ sich in Hólar nieder und gründete dort ebenfalls ein Priesterseminar. Er plante auch die Gründung von Klöstern, konnte diesen Plan aber nicht mehr in die Tat umsetzen, da er nicht lang genug lebte. Das erste Kloster wurde erst 1133, 12 Jahre nach Jóns Tod, gegründet. In Island gab es im Laufe der Zeit insgesamt 11 Klöster, die dem Benediktiner- oder Augustiner-Orden angehörten.

Arbeiten zu Rekonstruktion einer mittelalterlichen Kirche in Skálholt.
Arbeiten zu Rekonstruktion einer mittelalterlichen Kirche in Skálholt.

In Dänemark wurde 1536 Christian III. zum König ausgerufen. Im gleichen Jahr setzte er das Luthertum in Dänemark, Norwegen und auf den Färöerinseln durch. In Island bekämpften die beiden katholischen Bischöfe, Ögmundur Pálsson von Skálholt und Jón Arason von Hólar, die Einführung des neuen Glaubens. Doch durch die Kaufleute der Hanse fanden die Ideen Luthers rasch ihren Weg nach Island. Als im Jahr 1538 die Ausrufung der neuen Kirchenordnung im Dänischen Reich in Island bekannt wurde, drohte Bischof Pálsson allen, die den Ketzereien des deutschen Pfaffen Gehör schenkten, mit der Exkommunikation. Der dänische König entsandte einen neuen Gouverneur nach Island, der die Einführung des neuen Glaubens vorbereiten sollte. Der neue Gouverneur brachte einige der isländischen Klöster in seine Gewalt und bedrohte auch den Bischof von Skálholt. Die Freunde des Bischofs sammelten Truppen in der Umgebung, griffen den Gouverneur und seine Leute an und töteten sie. Als der dänische König von den Geschehnissen erfuhr, machte er den Bischof für alles verantwortlich. Der König entsandte eine Flotte nach Island und Bischof Pálsson wurde gefangen genommen. Er starb 1542 in dänischer Gefangenschaft. Sein Nachfolger im Amt war der vom dänischen König unterstützte Lutheraner Gissur Einarsson. Im Jahr 1549 übernahm Marteinn Einarsson das Amt.
Bischof Arason von Hólar, nach wie vor überzeugter Katholik, versuchte, die Amtsübernahme durch Marteinn Einarsson in Skálholt zu verhindern. Der dänische König bezichtigte ihn daraufhin des Hochverrats und erklärte ihn für vogelfrei. Jón Arason baute Hólar für die Verteidigung aus und es gelang ihm, Bischof Einarsson gefangenzunehmen. Er übernahm mit Billigung des isländischen Parlaments die Macht auch in Skálholt und versuchte, die Spuren der neue Lehre zu verwischen. Der dänische König beauftrage daraufhin den in Westisland lebenden Lutheraner Dadi Gudmundsson, Bischof Arason gefangenzunehmen. Dies gelang bei einer Schlacht im Herbst des Jahres 1550. Der Bischof und seine Söhne Ari und Björn wurden in Skálholt gefangen gehalten. Das Parlament sollte 1551 über ihr Schicksal entscheiden. Aus Angst, daß Bischof Arason von seinen Anhängern befreit werden könnte, wurde dann aber beschlossen, ihn und seine Söhne hinzurichten. Am 7. November 1551 wurden Bischof Arason und seine beiden Söhne in Skálholt enthauptet. Anhänger des Bischofs töteten daraufhin alle Dänen, die mit der Exekution zu tun hatten und überführten die sterblichen Überreste des Bischofs und seiner Söhne zur Beerdigung nach Hólar. Jón Arason gilt als Märtyrer für seine Religion und für die Freiheit seiner Landsleute.
In Folge der Reformation übernahm der dänische König endgültig die Macht in Island. Er eignete sich den ehemaligen Landbesitz der Klöster an und erließ strenge Gesetze. Hinrichtungen gehörten in der Folgezeit zum Alltag. Vor allem im 17. Jahrhundert wurden auch zahlreiche Menschen wegen Hexerei hingerichtet.

Kirche von Skálholt
Kirche von Skálholt

In Skálholt standen von 1056 bis heute insgesamt 11 Kirchen. Die meisten der Kirchen waren aus Holz gebaut und fielen Bränden zum Opfer. Beim Bau der letzten Kirche im Jahr 1956 stieß man auf eine alte Krypta und den Sarkophag von Bischof Páll Jónsson († 1211). Krypta und Sarkophag wurden restauriert und können heute besichtigt werden. Die umfangreichste Sammlung isländischer Kirchenschätze ist jedoch im Nationalmuseum in Reykjavík zu finden. Der Bischofssitz wurde Anfang des 19. Jahrhunderts von Skálholt nach Reykjavík verlegt.