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Die Halbinsel Snæfellsness

Karte der Halbinsel Snæfellsness.

Der Bischof ließ Unterzeichneten gestern abend zu sich kommen. Er bot mir eine Prise an. "Danke, davon muß ich niesen", sagte ich. Bischof: "Na so was! Noch billiger geht es nicht. Früher schnupften alle jungen Theologen." Unterzeichneter: "Och, ich bin nicht gerade ein großer Theologe. Ich verdiene diese Bezeichnung kaum."
So beginnt der berühmte ironisch-weise Roman "Am Gletscher" von Halldór Laxness, der sich mit dem Leben in nordischer Gletschereinsamkeit auf der Halbinsel Snæfellsnes im äußersten Westen Islands beschäftigt. Auch Jules Vernes Roman "Reise zum Mittelpunkt der Erde" hat seinen Ausgangspunkt am Snæfellvulkan und vor allem unter Esoterikern galt und gilt der erhabene Berg als eines der Energiezentren der Erde. Aus dem 14. Jahrhundert stammt eine Sage, die vom ersten Siedler auf Snæfellsness berichtet, dem Sohn eines Riesenkönigs aus dem Eismeer. Am Ende seines Lebens fuhr er in den Gletscher ein und wurde von den Bewohnern als Schutzgeist verehrt, der noch heute oben im Gletscher hausen soll. Dieses Motiv hat auch Laxness in seinem Roman aufgegriffen.

Der geheimnisvolle Gletscher Snæfell.
Der geheimnisvolle Gletscher Snæfell.

An schönen Tagen ist die Eiskappe des Snæfellsjökull auch von Reykjavík aus zu sehen. Noch bis Anfang des 19. Jahrhunderts galt der Berg als der höchste des Landes. Im Jahr 1753 wurde er erstmals von zwei Studenten bestiegen, die im Auftrag des dänischen Königs eine Beschreibung des Landes anfertigten. Nach ihrer Messung sollte der Berg über 2000 Meter hoch sein. Erst 1904 stellte sich heraus, dass der Snæfellsjökull lediglich 1446 Meter hoch ist.
Die Halbinsel Snæfellsnes wird oft als eine Miniaturausgabe von Island bezeichnet, weil dort fast alle typischen Landschaftsformen zu finden sind. An der Südküste der Halbinsel erstreckt sich ein breiter landwirtschaftlich genutzter Grünlandgürtel mit Weideflächen und Mooren. An der Küste selbst wechseln sich langgezogene Sandstrände wie bei Búðir und Steilküsten mit eindrucksvollen Basaltformationen wie bei Arnarstapi ab. Die Nordküste der Halbinsel hat einen völlig anderen Charakter und erinnert mit Ihren tief eingeschnittenen Fjorden an die Ostküste Islands und an die Nordwestfjorde. Hier liegt auch Stykkishólmur, der größte Ort der Halbinsel. Die Einwohner verweisen stolz darauf, das ihre Stadt ebenso wie ein gewisses Rom auf sieben Hügeln erbaut ist.

Küste bei Arnarstapi.
Küste bei Arnarstapi.

Das Zentrum der langgestreckten Halbinsel besteht aus einem bis zu 900 Meter hohem Gebirgszug, der aus mehrere Millionen Jahre alten Basaltformationen aufgebaut ist und während der Eiszeit überformt wurde. Das westliche Ende des Gebirges bildet der Snæfellsjökull, ein geologisch gesehen junger Vulkan, dessen Anfänge in das Eiszeitalter zurückreichen und der bis vor etwa 2000 Jahren aktiv war. Auch im Osten der Gebirgskette sind mit dem Grábrók und dem Grábrókarfell zwei jüngere Vulkane zu finden, die vor etwa 3500 Jahren aktiv waren. Der Lavaring Eldborg ("Feuerburg") ist sogar erst nach der Besiedlung des Landes entstanden. Im Landnahmebuch heißt es dazu lapidar: "Da, wo früher der Hof war, steht heute die Burg."
Für Verwirrung sorgt der Name einer der vielen warmen Mineralquellen auf Snæfellsness. Die Rauðamelsölkelda in der Nähe des Hofes Ytri Rauðamel ist die größte der Quellen und ihr Name "Ölkelda" bedeutet "Bierquelle". Doch aus ihr sprudelt keineswegs Bier, sondern lauwarmes kohlesäurehaltiges Wasser, das man trinken kann. Auch im Freibad Lýsuhóll und am Hof Ölkelda sprudelt kohlensäurehaltiges Wasser aus dem Boden.

Skulptur Bárður Snæfellsás
Skulptur Bárður Snæfellsás

Wegen des Fischreichtums der Gewässer vor der Küste war die Halbinsel Snæfellsness schon ab dem 16. Jahrhundert relativ dicht besiedelt. In der heute verwaisten Bucht Dritvík befand sich damals während der Fangsaison einer der lebhaftesten Fischereiplätze des Landes. Bis zu 300 Fischer lebten in primitiven Behausungen und fuhren mit 60 bis 70 Ruderbooten hinaus aufs Meer. Oberhalb der benachbarten Bucht Djúpalónsandur liegen noch heute drei Basaltsteine mit unterschiedlichem Gewicht. Nur wer mindestens den Stein "Hálfdrættingur" ("Halbstarker"), der immerhin 49kg wiegt, heben konnte, durfte auf einem der Fischerboote anheuern. In der Nähe von Gufuskálar, an der Westspitze von Snæfellsness, sind in einem Lavafeld aus dieser Zeit auch noch Fischburgen, kleine Lagerräume aus Lavagestein, erhalten geblieben. Auch heute noch spielt die Fischerei in den größeren Orten eine maßgebliche Rolle. Insbesondere im Breiðafjörður hat man sich in den letzten Jahren auf den küstennahen Fang von Seeigeln und Schalentieren spezialisiert und hat in Japan einen lukrativen Exportpartner gefunden.

Probesteine am Djúpalónsandur.
Probesteine am Djúpalónsandur.