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Heimaey und die Westmännerinseln

Landnahmezeit und Besiedlung

Karte Westmännerinseln.

Vermutlich im Jahr 874 kamen die ersten norwegischen Dauersiedler auf Island an: Ingólfur Arnarson und sein Blutsbruder Hjörleifur. Während Ingólfur sich im Westen des Landes niederließ, blieb Hjörleifur an der Südküste. Der Überlieferung nach war er seinen irischen Sklaven gegenüber sehr grausam und wurde schließlich von ihnen ermordet. Da die Sklaven die Rache von Hjörleifurs Blutsbruder Ingólfur fürchteten, flüchteten sie auf eine der Südküste vorgelagerte Inselgruppe. Im Jahr 875 entdeckte Ingólfur die Schandtat. Obwohl sich die Sklaven auf die vorgelagerten Inseln geflüchtet hatten, wurde sie aufgespürt und umgebracht. Seit dieser Zeit werden die Inseln Westmännerinseln genannt. Als Westmänner wurden damals alle Sklaven bezeichnet, die die norwegischen Siedler von den westlich der norwegischen Küste gelegenen britischen und irischen Inseln mitbrachten.

Die Stadt Heimaey auf der gleichnamigen Insel.
Die Stadt Heimaey auf der gleichnamigen Insel.

Der Piratenüberfall von 1627

Das wohl schlimmste Ereignis in der Geschichte von Heimaey war wahrscheinlich der Überfall algerischer Piraten im Juli 1627. Sie landeten mit 3 Schiffen auf Heimaey und plünderten, brannten Bauernhöfe und die Kirche nieder und töteten oder entführten 242 der rund 500 Inselbewohner.
Die Entführten wurden nach Algerien transportiert und auf dem Sklavenmarkt verkauft. Nur weniger als die Hälfte kehrte wieder nach Island zurück. Einige Bewohner hatten sich in Höhlen und an Klippen entlang der Küste versteckt und konnten so den Piraten entkommen. Noch heute erinnern viele Ortsnamen auf der Insel an den Überfall.
Eine Frau namens Guðríður Símonardóttir war die berühmteste der Gefangenen. Sie war eine der wenigen, die aus der Gefangenschaft entlassen wurden und nach Island zurückkehrten. Danach wurde sie oft türkische Gudda genannt. Sie heiratete den Dichter und Autor der isländischen Psalmen Hallgrímur Pétursson, nach dem die Hallgrimskirche in Reykjavik benannt ist.
Generell brachten Isländer auf den Sklavenmärkten kaum Geld und so wurde der Pfarrer Ólafur Egilsson 1628 nach island zurückgeschickt, um Lösegeld aufzutreiben. Es verschwand jedoch auf dem Weg nach Algerien in dunklen Kanälen. Schließlich schrieb er ein Buch über seine Erlebnisse und konnte mit dem Verkaufserlös 37 Isländer freikaufen. Über den Sklavenmarkt berichtet er wie folgt: „Danach wurden die Menschen von den Westmännerinseln auf den Marktplatz gebracht, ein aus Steinen gebauter Platz, der ringsum von Sitzgelegenheiten umgeben war. Der Boden war mit Steinen gepflastert, die glänzend erschienen – was ich verstehe, weil sie jeden Tag gewaschen wurden, ebenso wie die Haupthäuser, manchmal sogar dreimal am Tag. Dieser Marktplatz befand sich neben dem Sitz ihres örtlichen Königs, so dass er den kürzesten Weg dorthin hatte. […] Wir armen Westmänner wurden in zwei Gruppen zu je dreißig auf den Marktplatz gebracht. Die Türken bewachten jede Gruppe vorn und hinten und zählten an jeder Straßenecke die Köpfe, denn die Bewohner dieses Ortes werden Gefangene stehlen, wann immer die Gelegenheit dazu bekommen.“

Die Festung Skansinn

Die kleine Festungsanlage Skansinn geht auf einen Erlass dänischen Königs von 1515 zurück. Zu dieser Zeit versuchten Engländer immer wieder, das Handelsmonopol der dänischen Krone zu brechen. Eine Festungsanlage sollte den Hafen vor den Engländern schützen. Sie wurde schließlich im Jahr 1586 erbaut.
Der Aktivitäten der Engländer rund um Island gingen bis zum 17. Jahrhundert immer weiter zurück und als im Jahr 1627 algerische Piraten die Insel überfielen, konnte auch die kleine Festung die Bewohner nicht schützen. Viele Bewohner von Heimaey wurden von den Piraten getötet oder als Sklaven nach Nordafrika verschleppt.
Wenige Jahre später übernahm ein Mann namens Jón Ólafsson „Indíafari“ das Amt des Richtkanoniers in Skansinn. Er stammte ursprünglich aus den Westfjorden und war vorher viele Jahre lang als Kanonier auf dänischen Kriegsschiffen. So kam er nicht nur bis nach Spitzbergen, sondern umsegelte das Kap der Guten Hoffnung und kam bis nach Ceylon und Indien. Daher auch der Name Jón Ólafsson der Indienfahrer.
Ende des 19. Jahrhunderts verlor die Festung ihre Bedeutung als Verteidigungsanlage weitgehend. Sie wurde aber als eine der wichtigsten Überwachungsstationen für den Schiffsverkehr weiter genutzt. Während des Zweiten Weltkriegs diente Skansinn als britischer Militärstützpunkt.
Die Stabkirche innerhalb der alten Festung ist ein Geschenk Norwegens an Island aus dem Jahr 2000. Anlass war die Tausendjahrfeier zur Einführung des Christentums in Island.

Stabkirche Heimaey
Stabkirche Heimaey in der alten Festung Skansinn.

Vulkanausbrüche 1963 und 1973

Weltbekannt wurden die Westmännerinseln in den sechziger und siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts. Am 14. November 1963 entdeckten Fischer etwa 20km südwestlich von Heimaey, der größten der 15 Inseln der Westmännergruppe, die aus dem Meer aufsteigende Rauchsäule eines Vulkanausbruchs. Im Laufe der nächsten dreieinhalb Jahre entstand die Insel Surtsey, benannt nach dem Feuerriesen Surtur. Sie erreichte eine Höhe von 188m und eine Fläche von rund 2,5 qkm. Wissenschaftlern bietet Surtsey die einmalige Gelegenheit, die Besiedlung einer Insel zu beobachten. Nur Wissenschaftler dürfen die Insel betreten. So soll verhindert werden, daß durch Besucher Sporen und Samen eingeschleppt werden. Bis heute wurden auf Surtsey rund 50 höhere Pflanzenarten registriert, alleine im Jahr 1996 wurden 5 neu eingewanderte Pflanzenarten entdeckt. Auch acht Seevogelarten brüten inzwischen regelmäßig auf Surtsey. Der Kampf zwischen Feuer und Wasser war mit dem Ende des Surtseyausbruchs im Jahr 1967 noch nicht beendet - das Meer nagt seitdem ständig an der erkalteten Lava und hat inzwischen 15% der ursprünglichen Inselfläche abgetragen. Andere Inseln, die ebenfalls in den sechziger Jahren neu entstanden, wurden bereits nach kurzer Zeit wieder vollständig abgetragen. Syrtlingur trotzte dem Meer z.B. nur 6 Monate, die "Weihnachtsinsel" Jólaey immerhin vom Dezember 1965 bis September 1966.

Insel Surtsey
Die 1963 entstandene Vulkaninsel Surtsey.

Über Heimaey, die einzige ständig bewohnte Insel der Westmänner, brach das Unglück in der Nacht vom 22. auf den 23. Januar 1973 herein. Ohne Vorankündigung öffnete sich nur einige hundert Meter vom Stadtzentrum entfernt eine fast 2km lange Eruptionsspalte mit mehrere Kratern und riß die rund 5000 Einwohner der Insel aus dem Schlaf. Wegen des schlechten Wetters lag in dieser Nacht praktisch die gesamte Fischereiflotte von Heimaey im Hafen. Diesem Umstand ist es wohl zu verdanken, daß die Insel innerhalb weniger Stunden evakuiert werden konnte und niemand ernsthaft zu Schaden kam. Der Ausbruch konzentrierte sich im Laufe der Zeit auf den mittleren Bereich der Spalte und nach und nach baute sich der neue Vulkan Eldfell (Feuerberg) auf. Einige hundert Menschen blieben auf der Insel zurück, um zu retten, was zu retten war. Insbesondere befürchtete man, das ein Lavastrom die lebenswichtige Hafeneinfahrt verschütten könnte. Mit leistungsfähigen Pumpen und kilometerlangen Rohrleitungen wurden mehr als 6 Millionen Tonnen Meerwasser auf den Lavastrom gepumpt, um ihn abzukühlen. Das Unternehmen gelang tatsächlich und der Lavastrom konnte rechtzeitig gestoppt werden. Heute bietet der neu entstandene Lavawall und der Eldfell dem Hafen und der Stadt zusätzlichen Schutz bei Stürmen. Während des Ausbruchs auf Heimaey flossen über 230 Millionen Kubikmeter Lava aus, rund 400 Häuser der Stadt wurden von den Lavamassen begraben. Obwohl der Ausbruch noch anhielt, waren bis Ende 1973 bereits wieder mehr als 2000 Menschen auf ihre Insel zurückgekehrt und begannen damit, die über 2m hohen Ascheablagerungen aus der Stadt zu schaffen. In der Umgebung der Westmännerinseln und auf den Inseln selbst muß immer wieder mit Vulkanausbrüchen gerechnet werden. Die Inselgruppe liegt genau auf dem Mittelatlantischen Rücken in der aktiven Vulkanzone, die sich mit der Katla und der Hekla nach Norden fortsetzt.

Blick vom Vulkan Eldfell in Richtung Hafen Heimaey.

Heimaey heute

Die Fähre Herjólfur verkehrt täglich mehrmals zwischen Heimaey und Landeyarhöfn an der Südküste Islands, die Überfahrt dauert etwa eine halbe Stunde. Es gibt allerdings nach wie vor immer wieder Probleme durch Versandung der Fahrrinne, dann verkehrt die Fähre zwischen Þorlákshöfn und den Westmännern und die Überfahrt dauert fast 3 Stunden. Aktuelle Informationen und Fahrpläne sind unter www.eimskip.is zu finden.
Obwohl auf der Insel nur 2% der isländischen Bevölkerung leben, werden hier rund 15% alle Fänge angelandet - Heimaey ist damit einer der wichtigsten Häfen des Landes. Wie seit Jahrhunderten werden hier übrigens auch heute noch Papageitaucher gefangen und Eier gesammelt. Dabei wird allerdings darauf geachtet, die Bestände nicht zu gefährden.
Die riesigen Seevogelkolonien an den Steilküsten der Inselgruppe sind auch in anderer Hinsicht eine wichtige Einkommensquelle. Vor allem während der Brutzeit kommen viele ornthologisch interessierte Besucher auf die Inseln, um an Wanderungen und Bootsfahrten zu den Vogelfelsen teilzunehmen.
Am ersten Wochenende im August platzt die Insel alljährlich aus allen Nähten. Drei Tage und Nächte findet das "Nationalfest" der Westmänner statt. Die Inselbewohner und tausende Gäste vom Festland quartieren sich während dieser Zeit in Zelten im Herjólfsdalur ein und singen, tanzen und trinken. Die Folgen dieser Festlichkeiten machen sich neun Monate später nicht nur auf den Westmännerinseln bemerkbar.